max frisch „homo faber“

1. Einleitung

Die Narratologie wird laut der Theorie von Martinez/Scheffel in drei Unterpunkte unterteilt, die sich mit der Darstellung der Erzählung befassen. Diese sind Zeit, Modus und Stimme. Zeit und Stimme teilen sich wiederum in einzelne Unterpunkte, die im Verlauf genauer betrachtet werden. Die vorliegende Arbeit soll sich mit der Analyse einiger dieser Punkte am Beispiel von Max Frischs Homo Faber beschäftigen. Anschließend wird das Weltbild des Walter Faber unter die Lupe genommen, wobei das zentrale Thema Natur und Technik genauer aanalysiert wird. Eine Schlussbetrachtung schließt diese Arbeit ab.

Der von Max Frisch 1957 verfasste Bericht „Homo Faber“ handelt von einem Mann, einem Techniker. Er beschließt nach einer Bruchlandung einen alten Freund im Dschungel zu besuchen, und findet ihn dort tot auf. Auf einer Schiffsreise trifft er auf Elisabeth, die sich später als seine Tochter entpuppt und hat eine Romanze mit ihr. Nach einem Unfall in Griechenland, der Elisabeth das Leben kostet, bekommt er nach 20 Jahren seine ehemalige Freundin und Mutter vvon Elisabeth, Hanna, wieder zu Gesicht. Am Ende beschließen Walter und Hanna nach seiner Magenoperation in Athen zusammenzubleiben, wenn er sie überlebt.

2. Zeit

Bei der Analyse eines Erzähltextes unterscheidet man zwei Formen der Zeit,

die erzählte Zeit und die Erzählzeit.

Die erzählte ZZeit gibt die Dauer der Erzählung, ihren Entwicklungsgang an. Sie beträgt in Max Frischs Bericht mehrere Jahre und beginnt im Jahre 1933, als Walter Faber seine Dissertation vorbereitet. Die Haupthandlung spielt in der Zeit von 1933-1956. Der Ablauf der erzählten Zeit wird auf verschiedene Weise unterbrochen. Auf der Textebene lassen sich fünf unterschiedlich gewichtete Zeitebenen unterscheiden. Von der Zeit vor dem 1.4.1957 wird in stark verkürzten Rückblenden berichtet. Sie umfasst private sowie berufliche Ereignisse aus Fabers älterer Vergangenheit an der ETH Zürich. Die Zeit zwischen dem 1.4. – 28.5.57 umfasst die jüngere Vergangenheit des Erzählers, also die Hauptereignisse bis zum Tode Sabeths. Die Zeit vom 20.6. – 8.7.57, die Gegenwart des Erzählers während seines Hotelaufenthaltes aufgrund seiner Krankheit in Caracas wwird in Einschüben, Reflexionen und Rückblenden berichtet. Die Zeit vom 1.6. – 18.7.57 umfasst als Reisetagebuch die Zeit der zweiten Amerikareise bis zur Rückkehr Fabers nach Athen. Und die Zeit vom 19.7.57 bis zum Tag der Operation Fabers beinhaltet schließlich die Zeit im Krankenhaus.

Die Erzählzeit bezieht sich auf die Dauer, die benötigt wird eine Geschichte

vorzutragen. Frisch lässt Walter Faber einen Wechsel aus Erzählzeit und erzählter Zeit konstruieren. Durch einen kursiven Druck, der gleichzeitig Fabers Handschrift verdeutlichen soll, werden seine neusten TTagebuchaufzeichnungen im Präsens verfasst. Der Leser fühlt sich dem Hauptheld nahe, der gegen Ende seines Lebens große Bedrängnis wegen seiner Fehler in der Vergangenheit spürt. „Diese Ruhestunden sind das Schlimmste. Dabei habe ich nur noch wenige Zeit,.“ Die anderen Aufzeichnungen stehen im Präteritum und umfassen viele Reisestationen, wo Fabers hektische Flucht durch die Welt dokumentiert wird. Am Anfang der Erzählung ist die Welt des Homo Faber noch in Ordnung, endet aber später in einem zusammenhanglosen Gebilde aus Vergangenheit und Gegenwart.

2.1. Ordnung

Sprachliche Darstellungen in Erzähltexten sind nicht an genaue Chronologien

gebunden. Häufig findet man Umstellungen der Reihenfolge der Ereignisse. Man

unterteilt diese Anachronien, die durch die Umstellung entstehen, primär in zwei

Kategorien. Die eine nennt man Prolepse. In ihr wird ein in der Zukunft

liegendes Ereignis vorwegnehmend erzählt. Die andere wird als Analepse

bezeichnet. Hier wird ein Ereignis dargestellt, welches zu einem früheren

Zeitpunkt stattgefunden hat, als die Erzählung bereits erreicht hat.

Bei der Erzählung Homo Faber finden sich nur wenige Anachronien dieser Art,

da sie in verschachtelter Zeitstruktur erzählt wird. Der Roman trägt den Untertitel „Ein Bericht“, wodurch erst einmal der Eindruck von objektiver, chronologischer Berichterstattung durch den fiktiven Schreiber Walter Faber erweckt wird. Schnell merkt man, dass die Aufzeichnungen dieser Erwartungshaltung nicht entsprechen, denn sie stellen eine ssubjektive Sichtweise dar und sind in ihrer Anordnung weit von jeder Chronologie. Die Aufzeichnungen sind Versuche der Rechtfertigung und erst spät wird der Wille zur Wahrheit erkennbar. Faber schreibt mehr eine Geschichte, die er für sein Leben halten will, als einen Bericht.

2.2. Dauer

Unter der Dauer versteht man die Variationen des Verhältnisses von Erzählzeit

und erzählter Zeit. Hier werden fünf Grundformen unterschieden. Man nennt

sie zeitdeckendes, zeitdehnendes und zeitraffendes Erzählen, sowie Zeitsprung und Pause.

Zeitdeckendes Erzählen findet sich in Max Frischs Homo Faber

in den zahlreichen Dialogen. Die Erzählzeit und die erzählte Zeit sind in diesem

Abschnitt gleich. Sie entsprechen einander. Bei dieser Form der Darstellung zwischen erzählter Zeit und Erzählzeit wird ein konstantes Erzähltempo beibehalten. Die präzisen Zeitangaben ,,Geschrieben in Caracas, 21. Juni bis 8. Juli“ verleihen der Berichtsform einen tagebuchartigen Charakter. Im Laufe der Handlung werden die Beobachtungspunkte bezüglich Fabers Bewusstseins und dessen Widerspiegelung noch interessanter. Frisch lässt Walter Faber einen Wechsel aus Erzählzeit und erzählter Zeit konstruieren.

Eine Besonderheit in Homo Faber ist das häufige Vorkommen von Ellipsen (z.B. „Rauchen gestattet“, S.8 oben; „Aufenthalt: 20 Minuten!“, S.11 oben; „Der pfeifende Wind im Kamin – Wellenschäume – Einmal ein Frachter am Horizont – “, S.79 unten). Das heißt man kann oft eine Verkürzung ddes Syntaxes beobachten. Dabei kommt diesen elliptischen Sätzen oft kaum inhaltliche Bedeutung zu. Jedoch sind Ellipsen Frischs am meisten verwendete rhetorische Mittel. Es gibt kaum einen Abschnitt in seinem Roman, der ellipsenfrei ist. Die Tagebuchform kommt dadurch verstärkt zum Ausdruck. Auch sind diese elliptischen Gliedsätze meist völlig aus dem Zusammenhang gerissen und passen weniger gut in das Inhaltsgefüge, wie zum Beispiel: „aber es blieb uns nichts anderes übrig, da auf unser Hupen und Pfeifen, oft genug wiederholt, keinerlei Antwort erfolgte.“. Bei der Ellipse wird immer an erzählter Zeit gespart.

2.3. Frequenz

Ein weiterer Aspekt, welcher die Zeitverhältnisse in Erzähltexten untersucht,

nennt sich Frequenz. Die Frage, die sich hier stellt, ist, wie oft wird ein Ereignis

oder Geschehen innerhalb eines Erzähltextes dargestellt. Man unterteilt deshalb

drei Typen von Wiederholungsbeziehungen. Bei singulativen Erzählungen wird

einmal erzählt, was sich einmal ereignet hat. Repetetive Erzählungen folgen dem

Muster, wiederholt zu erzählen, was sich einmal ereignet hat. Das bedeutet, dass

ein bestimmtes Ereignis aus der Sicht von verschiedenen Figuren beschrieben

werden kann und sich somit wiederholt bzw. wiederholt erzählt wird. Der letzte

Typ, die iterative Erzählung, berichtet ein Geschehen einmal, welches sich aber

wiederholt zuträgt oder zugetragen hat.

Homo Faber folgt in der Frequenz fast ständig dem Regelfall der singulativen Erzählung. In Form eines Berichtes arbeitet der

Techniker Walter Faber seine Vergangenheit auf.

3. Stimme

Dem Erzähler kommt innerhalb eines Erzähltextes eine besondere Rolle zu. Deshalb gilt es, die Analyse im Bezug auf den Erzähler weiter auszudehnen, um genau zu klären, mit welchen

Kompetenzen die narrative Instanz ausgestattet ist. Hierzu zählt z.B. die

Kommunikation zwischen Erzähler und Leser und in welcher zeitlichen Distanz er

zum Erzählten steht.

3.1. Zeitpunkt des Erzählens

Der Roman, den Max Frisch im Untertitel „Bericht“ nennt, um die Illusion des Erzählten zu steigern und zugleich zu unterstreichen, dass die Berichtsform dder naturwissenschaftlich-rationalen Sichtweise des Ich-Erzählers entspricht, berichtet der Erzähler auf mehreren Zeitebenen über die letzten vier Monate seines Lebens. Dabei werden die im Text verschachtelten Handlungs- und Reflexionselemente so aneinander gereiht, wie sie dem Ich-Erzähler ins Bewusstsein kommen. Auch wenn die Verwendung der Tempora Präsens und Präteritum innerhalb des Romans, zum Teil sogar innerhalb eines einzigen Satzes wechselt, taucht es in den Reflexionspassagen im Homo Faber immer wieder auf. Faber erzählt nicht chronologisch die Zeit vom Abflug in N.Y. bis nnach Athen ins Krankenhaus. Immer wieder unterbricht er den planmäßigen Handlungsablauf.

3.2. Stellung des Erzählers zum Geschehen

Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Arten der Beziehung von

Erzähler und Figuren. Ist der Erzähler gleichzeitig eine Figur der Geschichte, die in ihr handelt und erlebt, nnennt man ihn homodiegetisch. In diesem Fall dominiert die erste

Person innerhalb der Erzählung. Ist der Erzähler nicht Erlebender oder Handelnder der Geschichte, spricht man von einem heterodiegetischen Erzähler. Ist dies gegeben, dominiert die dritte Person innerhalb der Erzählung.

In unserem Fall handelt es sich um eine homodiegetische Beziehung zwischen

Erzähler und Figur.

4. Fabers Weltbild

Am Anfang seines Berichts formuliert sich Walter Faber selbst als eine Person, die Vernunft, Technik, Arbeit, Sorgfalt, Sauberkeit und das Filmen und Fotografieren hochschätzt. Er empfindet Abneigung gegen Schicksal, Gefühle, Frauen, Natur, Leben, Erde, Sexualität und Kunst. Menschen sind für ihn anstrengend (S.8). Der Kern seines Weltbildes ist seine Angst vor dem Tod und vor der Vergänglichkeit (S.77). Durch das Fotografieren entzieht sich Faber dem unmittelbaren Erleben (S. 555). Damit bewältigt er sogar den Tod seines besten Freundes. Der Leser merkt, dass ihm das, was er ablehnt, zu schaffen macht: „Sage mir, gegen was du dich wehrst und ich sage dir, wo dein Problem ist“. Walter Faber stellt sich als Techniker und Rationalist dar. „Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge zu sehen, wie sie sind“ (S.24).

Er versucht sich alle Dinge zu erklären und zu berechnen. So fühlt er sich auch verpflichtet den Mond zu erklären, während aandere Leute die Betrachtung des Mondes in der Wüste von Tamaulipas als ein Erlebnis sehen. (S.24) So bezeichnet er Empfindungen und Gefühle als weibisch, was deutlich macht, dass er Frauen als ein untergeordnetes Wesen sieht.

Bis zum Kennen lernen von Elisabeth hat er ein schlechtes Bild von Frauen, diese sind ihm zu gefühlsbetont und wollen zu viele Gespräche führen, er betrachtet und behandelt sie meist als etwas Minderwertiges. Dies zeigt sich deutlich in seiner Zeit mit Ivy, seiner Geliebten, die er immer wieder loszuwerden versucht, da sie ihm auf die Nerven geht. So denkt er bei einer Umarmung mit Ivy zum Beispiel daran, was er noch zu erledigen hat.

Walter Faber vermeidet den Umgang mit Menschen, was besonders deutlich wird, als er Herbert Hencke im Flugzeug kennen lernt. „.meinerseits keinerlei Bedürfnis nach Bekanntschaft“ (S.8). So spielt er auch gern Schach, da „man stundenlang nichts zu reden braucht“ (S.23). Menschen findet er oft anstrengend. So spricht er meist herablassen mit Leuten, fühlt sich als Rationalist als etwas Besseres. Alles Natürliche mag Walter Faber nicht, dies zeigt sich an seinem Zwang sich andauernd zu rasieren, weil er sich sonst vorkommt „wie eine Pflanze“ und sich deshalb unwohl fühlt. Außerdem benutzt er für die BBeschreibung der Natur meist abwertende Worte wie: „.schleimige Sonne/Mond“ „.es stinkt nach Fruchtbarkeit, nach blühender Verwesung.“ (S.51). So zeigt sich auch eine Abneigung zur Sexualität, er bezeichnet es als „absurd“, „pervers“ und „verrückt“ als er in einer Bar sitzt und sich die Sexualität „in aller Sachlichkeit vorstellt“ (S.93). Sein Ziel ist es so zu sein wie eine Maschine, er versucht dies durch seinen Rationalismus zu erreichen. Er erzählt Elisabeth viel über Maschinen, denn Maschinen machen keine Fehler, lassen sich nicht von Gefühlen leiten, so wie Menschen. Menschen bezeichnet er als Fehlproduktion, sie verfallen mit der Zeit. Diese Erscheinung tritt auch bei Walter Faber auf, deshalb vermeidet er es in den Spiegel zu schauen. Wenn er dies zufällig doch tut erschrickt er meist, weil er verschiedene Dinge an sich sieht, die auf Alter oder Krankheit hinweisen. Er nimmt diese Zeichen zwar wahr, doch er versucht es durch verschiedene Ausreden zu verdrängen, so beschreibt er das Licht als unvorteilhaft (S.171). Hier merkt man, dass Walter Faber wenig Selbstbewusstsein hat. Je mehr Zeit er mit Elisabeth verbringt, desto mehr kommt dies zum Vorschein. Nach Elisabeths Tod und dem Treffen mit Hanna zerbricht sein rationales Weltbild immer mehr. Er wundert sich über Hannas Leben, ddass sie als Frau auf eigenen Beinen steht, beruflich erfolgreich ist und sonst auch in kein Frauenbild von ihm passt. So beginnt er Gefühle zu akzeptieren „Ich weinte.“ (S.176) und lernt, nicht alles rational zu betrachten. Er möchte Hanna sogar heiraten und richtet sein Leben nach ihr aus. Besonders deutlich wird diese Entwicklung bei seinem Aufenthalt in Habana, er lässt sich von dem Volk und dem Land beeindrucken, er beschreibt sich als „glücklich“ (S.180). Walter Faber spricht erstmals von „lauter wunderbarer Menschen“(S. 173). Als er sich von einem schwarzen Jungen in Habana die Schuhe putzen lässt zeigt er seine aufkommenden Gefühle „Ich greife nach seinem Kruselhaar.Ich liebe ihn.“ (S.175).

Trotzdem verliert er nie ganz seinen Rationalismus, die Grundeinstellung bleibt, doch Walter Faber verändert sich im Laufe des Romans sehr und versucht sein Leben anders zu betrachten, da ihm bewiesen wurde, dass er nicht alles planen und erklären kann.

4.1. Natur und Technik

Technik ist die Beherrschung der zweckmäßigsten und wirtschaftlichsten Mittel, ein bestimmtes Ziel zu erreichen; auch die Fähigkeit eines Menschen, mit bestimmten Methoden auf einem bestimmten Gebiet tätig zu sein.

Natur ist zunächst das, was aus eigenen Kräften ohne fremdes Zutun so wird, wie es ist, seine bewirkende Ursache also in sich hat,

z. B. Pflanze, Tier. Darum heißt Natur auch das Wesen eines Dinges, man spricht von der „Natur der Sache“, der „Natur des Menschen“. Aus diesen beiden Bedeutungen hat sich der Begriff der Natur als des umfassenden Ursprungs, des Kosmos oder des Seins überhaupt im naturphilosophischen Sinn entwickelt.

Fabers Welt ist die Technik. Technik ist logisch, da sie vom Menschen entwickelt wurde. Die Menschen beobachten die Natur und versuchen sie zu idealisieren, wo sie ihren Bedürfnissen nicht mehr entspricht. Technik ist ein AAusbau der Natur durch die Menschheit. Daraus muss es logischerweise zu einer Wechselbeziehung zwischen Natur und Technik kommen. Faber beschränkt sich als Techniker nur auf den technischen Teil und sieht diese Wechselbeziehung nicht. Was nicht mit seiner Auffassung zu tun hat ist für ihn nur sehr schwer oder überhaupt nicht zu verstehen. Sein ganzes Wissen und Gewissen basiert auf der Logik, der Technik. Faber kann ein Erlebnis nicht mit etwas Vergangenem oder Erinnerungen verknüpfen, weil er, da er es nicht sso objektiv wahrnehmen kann wie ein Computer, welcher kein Bild sondern einfach nur aneinander gereihte Bildpunkte registriert, es gar nicht richtig wahrnimmt. Er überlässt das Sehen und Speichern von Bildern lieber seiner Kamera. Nur die Gegenwart zählt für ihn, also mmuss er sich auch keine Erinnerungen merken. Seine Wahrnehmungen kann er nur mit einem vergleichbaren, technischen Gegenstand vergleichen. Ein Beispiel findet sich auf Seite 171. Hier sagt Faber:„ Überhaupt der ganze Mensch – als Konstruktion möglich, aber das Material ist verfehlt: Fleisch ist kein Material sondern ein Fluch.“ Hier vergleicht Faber seinen alten, wie ihm scheint verwesenden Körper mit den beinahe ewig haltbaren Materialien welche er für seine Maschinen nutzt. Faber möchte alle seine Gefühle verdrängen, die ein technisches Denken verhindern könnten. Erst im Verlaufe der Geschichte, vor allem auf der Tour mit Sabeth von Paris nach Athen beginnt er seine Fantasie zu entdecken und zu nutzen. Ein Beispiel dafür ist das Spiel zwischen ihm und Sabeth auf den Seiten 1150-151: „ Das wiehern eines Esels in der Nacht: wie der erste Versuch auf einem Cello, findet Sabeth, Ich finde: Wie eine ungeschmierte Bremse!“ In diesem Vergleich kann man immer noch die technische Denkweise Fabers erkennen. Auf der Suche nach Joachims Plantage verliert Faber die ihn schützende Zivilisation und gerät in die reine Natur wo er den animalischen Lebenszyklus von Werden, Blühen, Sterben und Verwesen, den er hasst, erfährt. Wir sehen auch, dass er seinen Körper nicht der Natur überlassen mmöchte. Er hasst zum Beispiel Schweiß und das Gefühl unrasiert zu sein. Auch seinen eigenen Anblick im Spiel missfällt ihm, da er das alten seines Körpers nicht zu beobachten wagt. Auch nach seinem Tod möchte er nicht durch die Natur zersetzt werden, er bevorzugt eine Kremierung, denn Feuer sei eine saubere Sache.

5. Schlussbetrachtung

Frischs Roman „Homo Faber“ kann als modern bezeichnet werden. Max Frisch widersetzt sich gegen das Konforme, auf Linie Gebrachte. Dies lässt sich ebenso mit kapitalistischer Starrsinnigkeit in Verbindung setzen, wie mit der staatlichen Bevormundung im Dritten Reich, oder auch im Kalten Krieg. Dies ist Kritik an der Gesellschaft und letztendlich an der Menschheit. Dabei sollte Homo Faber zur Zeit seiner Veröffentlichung, in der Blütezeit des Wirtschaftwunders, sicherlich nicht den Menschen die Freude am neuen Wohlstand vergiften, sondern vielmehr auf Probleme hinweisen, die sich daraus ergeben. So ist dieses Buch aktueller denn je: Ozonloch oder das kontinuierliche Ansteigen des Meeresspiegels zeigen, dass sich die Natur nicht vollkommen kontrollieren lässt. Besonders die Diskussion über Gentechnologie lässt Zweifel aufkommen, ob der Mensch der Rolle des Fabers, also des Schmiedes reif genug ist. Ich bin der Meinung, Max Frisch ermahnt uns, das Leben keinesfalls als etwas Einfaches wahrzunehmen und alltägliche Problemen mit dder Hilfe der Wahrscheinlichkeitstheorie zu lösen.

6. Literaturverzeichnis

Primärliteratur:

Frisch, Max: Homo Faber. Suhrkamp 1977.

Sekundärliteratur:

Lektürehilfen Homo Faber. Ernst Klett Verlag Stuttgart1999.

Martinez/Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie. München 2002.

Bertelsmann Lexikon Verlag