Die Bundesrepublik Deutschland

Die Bundesrepublik Deutschland

Deutschland, Deutschland über alles,

Über alles in der Welt,

Wenn es stets zum Schutz und Trutze

Brüderlich zusammenhält.

Von der Maas bis zu der Memel,

Von der Etsch bis zu dem Belt,

Deutschland, Deutschland über alles,

Über alles in der Welt!

Deutsche Frauen, deutsche Treue,

Deutscher Wein und deutscher Sang

Sollen in der Welt behalten

Ihren alten, schönen Klang,

Und zu edler Tat begeistern

Unser ganzes Leben lang –

Deutsche Frauen, deutsche Treue,

Deutscher Wein und deutscher Sang!

Einigkeit und Recht und Freiheit

Für das deutsche Vaterland!

Danach lasst uns alle sterben

Brüderlich mit Herzen und Hand.

Einigkeit uund Recht und Freiheit

Sind des Glückes Unterpfand –

Blüh im Glanze dieses Glückes,

Blühe, deutsches Vaterland!

Die Bundesrepublik Deutschland liegt in der Mitte, man könnte auch sagen im Herzen Europas. Die Mittellage ist noch deutlicher seit der Widervereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990. Kein europäisches Land hat so viele Nachbarsstaaten wie Deutschland, nämlich neun: Dänemark im Norden, die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich im Westen, die Schweiz und Österreich im Süden, die Tschechische Republik und Polen im Osten.

Die Bundesrepublik iist nach Russland der bevölkerungsreichste Staat Europas, vor Italien mit 58, Großbritannien mit 57 und Frankreich mit 56 Mio. Menschen. Flächenmäßig ist Deutschland allerdings kleiner als Frankreich mit 552 000 und Spanien mit 505 000 Quadratkilometern. Landschaftlich ist Deutschland außerordentlich vvielfältig und reizvoll. Wer auf der Autobahn von Garmisch-Partenkirchen nach Hamburg fährt, lässt zunächst an der deutsch-österreichischen Grenze die Alpen, mit dem höchsten Berg Deutschlands, der Zugspitze (2962 Meter) hinter sich. Der deutsche Teil der Alpen zwischen dem Bodensee und Berchtesgaden umfasst nur einen schmalen Anteil dieses Gebirges. Die Strecke führt durch das hügelige Alpenvorland mit einer durchschnittlichen Höhe von 500 Metern zunächst bis zur Donau, dem einzigen großen Fluss in Deutschland, der nicht nach Norden, sondern nach Osten zum Schwarzen Meer fließt. Der Weg führt weiter durch die Fränkische Alb, Teil der reich bewaldeten Mittelgebirge. Östlich der Fränkischen Alb schlissen sich entlang der Grenze zur Tschechischen Republik der Bayerische Wald und der Oberpfälzer Wald an. Südwestlich der Route liegen ddie Schwäbische Alb und der Schwarzwald, der mit dem Feldberg bis auf 1493 Meter ansteigt. Im Südwesten liegt der Bodensee, der größte Binnensee Deutschlands, durch den die Grenze zur Schweiz und zu Österreich verläuft. An Nürnberg und Würzburg vorbei geht es über den Main, der bei Mainz in den Rhein, den größten und wasserreichsten deutschen Strom, fließt. Rechtsrheinisch erheben sich der Odenwald und der Taunus. Nördlich davon liegt der Hunsrück, der durch das Moseltal von der Eifel getrennt ist. Wenn mman weiter nach Norden fährt, erstrecken sich östlich die langen Höhenzüge der Rhön, des Thüringer Waldes und des Erzgebirges bis hinter Dresden.

Nach der Überquerung der Werra, die sich in der Nähe von Kassel mit der Fulda vereint und die Weser bildet, ragt im Osten der Harz mit dem Brocken auf. Damit endet die große Gruppe der Mittelgebirge, und die Norddeutsche Tiefebene tut sich auf. Das gesamte Land zwischen der niederländischen Grenze und der polnischen Grenze entlang der Oder und der Neiße, hat nur um knapp 50 Meter. An Hannover vorbei führt der Weg durch die Lüneburger Heide. Weiter östlich liegt um Berlin herum die Mark Brandenburg mit ihren Kiefernwäldern und den vielen Seen und nördlich davon die mecklenburgische Seenplatte. Bei Hamburg wird die Elbe zu einem breiten Trichter und mündet in die Nordsee. Fünfzig Kilometer von der Küste entfernt ragt der rote Felsen der Insel Helgoland aus dem Meer. Zwischen Hamburg und der dänischen Grenze im Norden trennt das niedrige Hügelland der Holsteinischen Schweiz die Nordsee von der Ostsee. Weiter östlich hinter der Mecklenburger Bucht liegt Rügen, Deutschlands größte Insel.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass Deutschland, geographisch gesehen, in vier große Gebiete eingeteilt werden kann: das Hochgebirge (die AAlpen), das Alpenvorland, das Mittelgebirge und die Norddeutsche Tiefebene. Klimatisch liegt Deutschland im Bereich der gemäßigt-kühlen Westwindzone zwischen dem Atlantischen Ozean und dem kontinentalen Klima im Osten. Große Temperaturschwankungen kommen in der Regel nicht vor. Niederschlag fällt zu allen Jahreszeiten. Ausnahmen bilden große Teile des Bundeslandes Rheinland-Pfalz (Südwesten) mit mildem Klima (ein großes Weinbaugebiet), Oberbayern mit dem regelmäßig auftretenden Föhn, einem warmen alpinen Südwind, und der Harz, der mit seinen rauhen Winden, kühlen Sommern und schneereichen Wintern eine eigene Klimazone bildet.

Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Bundesstaat, der aus 16 Ländern besteht. Diese Länder bilden eigenständige Staaten und haben weitgehend ihre Wurzeln in früheren deutschen Kleinstaaten. Zu den sogenannten alten Bundesländern gehören:

– Bayern (mit der Hauptstadt München)

– Baden-Württemberg (Stuttgart)

– Rheinland-Pfalz (Mainz)

– Saarland (Saarbrücken)

– Hessen (Wiesbaden)

– Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf)

– Niedersachsen (Hannover)

– Hamburg (Hamburg)

– Bremen (Bremen)

– Schleswig-Holstein (Kiel)

– Berlin (Berlin)

– Sachsen (Dresden)

– Thüringen (Erfurt)

– Sachsen-Anhalt (Magdeburg)

– Brandenburg (Potsdam)

– Mecklenburg-Vorpommern (Schwerin

Deutschland war schon immer in Länder gegliedert, aber die Landkarte änderte im Laufe der Jahrhunderte häufig ihre Gestalt. Die wichtigsten Veränderungen in neuerer Zeit brachten die Napoleonischen Kriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts, der preußisch-österreichische Krieg von 11866, der Erste Weltkrieg. Sie hatte die Besetzung und Teilung Deutschlands und die Auflösung Preußens, des größten deutschen Landes, zur Folge.

Die Bundesländer in ihrer heutigen Gestalt sind größtenteils nach 1945 entstanden, wobei sie überwiegend an alte Grenzziehungen anknüpfen. In der sowjetischen Besatzungszone wurden auf dem Gebiet der späteren DDR fünf Länder gebildet, die teils auf alten staatlichen Traditionen fußten. Doch bereits 1952 wurde die Struktur von der DDR-Führung zerschlagen und eine zentralistische Gebietsverwaltung eingeführt. Kurz nach dem Sieg der friedlichen und demokratischen deutschen „Oktoberrevolution“ des Jahres 1989 wurden Forderungen nach Wiederherstellung dieser früheren Länder laut. Nach den ersten freien Wahlen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR beschlossen die Parlamentarier die Neubildung von fünf Bundesländern, die im wesentlichen die Gestalt aus der Zeit vor 1952 erhielten.

Die Befugnisse der Länder berühren das tägliche Leben der Bürger unmittelbar. Die Länder haben eigene Verfassungen; sie üben vor allem die „Kulturhoheit“ aus, d.h. sie geben sich ihre eigenen Gesetze im Bereich des Kommunalrecht und das Recht der Ordnungsbehörden zuständig. Die Länder haben den eigenen Landesgesetze als eigene Angelegenheiten aus. Bei der „Auftragsverwaltung“ nach Artikel 85 des Grundgesetzes, beispielsweise beim Bau von Bundesautobahnen und Bundesfernstraßen, handeln die Länder im Auftrag und auf Rechnung des Bundes.

Der

deutschen Sprache

Die Muttersprache von über 100 Millionen Menschen, Amtssprache, als internationale Verkehrssprache, die geschichtliche Entwicklung, verwandt, germanische Sprachen, das Wort ,, deutsch ’’ , im 8. Jahrhundert, im östlichen Teil des Frankenreiches, die Sprache, die Sprecher, das Wohnung gebiet, im 10. Jahrhundert, das Althochdeutsche, das Mittelhochdeutsche und das Neuhochdeutsche, die große Zeit der Sprache und Dichtung, um das Jahr 1200, die Geburt der neuhochdeutschen Sprache, um das Jahr 1500, die Blütezeit, um das Jahr 1800, die Vertreter.

Der Berlin

Mit 3.400.000 Einwohnern aauf 899 km² ist Berlin die größte Stadt Deuschlands. Von Norden nach Süden dehnt sich das Stadtgebiet 38 Kilometer aus, von Westen nach Osten 45 Kilometer. Viele Wege führen nach Berlin. Zum Beispiel über die drei nationalen und internationalen Tegel, Tempelhof und Schönefeld. Selbstverständlich ist Berlin ein Knotenpunkt des Intercity-Netzes mit wie Bahnhof Zoo oder dem Ostbahnhof. Der Intercity (IC) und der Intercity Express (ICE) der Deutschen Bahn AG bieten Berlins schnellste Schienenverbindungen, eingebunden in das transeuropäische Verkehrsnetz.

Mehr als 1.000 BBusse und Straßenbahnen verkehren hier Tag und Nacht. Berlin hat ein vorbildliches S- und U-Bahn System mit einem weitverzweigten Streckennetz. Und über 7.000 Taxen fahren Sie schnell überall hin.

Berlin historisch

Im Vergleich zu anderen europäischen Städten ist Berlin mit nicht eeinmal 800 Jahren eine junge Stadt, doch ihre Geschichte ist einzigartig. Die beiden Gründerstädte Cölln und Berlin schlossen sich 1307 zu einer Union zusammen. Nach Unruhen erklärte Kurfürst Friedrich II. 1451 die Doppelstadt zu seiner Residenz.

1701, nach der Selbstkrönung von Kurfürst Friedrich III. zu König Friedrich I. in Preußen, stieg Berlin zur königlichen Haupt– und Residenzstadt auf. Zahlreiche bekannte Bauten entstanden, sein Enkel Friedrich II. (1740–1786) setzte die architektonische Neugestaltung der Stadt unter Baumeister Knobelsdorff fort. 1806–08 besetzten Napoleons Truppen die Stadt; nach dem Sieg bei der Völkerschlacht von Leipzig wurde 1814 die von Napoleon annektierte Quadriga wieder zum Brandenburger Tor zurückgebracht.

In den folgenden Jahrzehnten entstanden die prachtvollen klassizistischen Bauten von Schinkel und die kunstvollen Parkanlagen von Lenné. SSeit Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Wirtschaft einen kräftigen Aufschwung, die Bevölkerung wuchs rasant. Nach 1871, als Berlin Hauptstadt des Deutschen Reichs geworden war, steigerte sich der Bau- und Wirtschaftsboom in der Gründerzeit, Berlin wuchs zur Millionenstadt. Die schwere Niederlage im Ersten Weltkrieg stürzte das Reich und die Hauptstadt 1918 in eine tiefe Krise , aus der heraus die Republik ausgerufen wurde. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen und revolutionärer Unruhen blühte in den zwanziger Jahren das kulturelle Leben; mit innovativen TTheaterinszenierungen, glanzvollen Filmpremieren, temporeichen Varietés und dem unvergleichlichen Nachtleben wurde Berlin zum Zentrum der „Golden Twenties“. Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 setzte die Verfolgung der Juden, Kommunisten, Homosexuellen, Oppositionellen und vieler anderer ein.

Nach dem Terror der Nazidiktatur und dem Ende des Zweiten Weltkrieges lag die Stadt 1945 in Trümmern. Das Stadtgebiet wurde auf die vier Siegermächte Sowjetunion (Osten), USA (Südwesten), Großbritannien (Westen) und Frankreich (Nordwesten) aufgeteilt. Mit der Berlin-Blockade 1948 wurde die Stadt zum Spielball des sowjetisch-amerikanischen Konflikts; Amerikaner und Briten versorgten die drei Westsektoren über die „Luftbrücke“ mit „Rosinenbombern“. In Ost- und Westberlin begann der Wiederaufbau. Der Bau der am 13.8.1961 besiegelte die Teilung der Stadt und trennte ihre Bevölkerung. Die Stadt feierte, als am 9.11.1989 die Mauer fiel. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde Berlin zum Sitz der Bundesregierung, die am 19. April 1999 im neu gestalteten Reichstag ihre erste Plenarsitzung hielt. Der Reichstag mit der neuen gläsernen Kuppel wurde zur Attraktion für Berliner und Touristen aus aller Welt. Den Jahrtausendwechsel feierte Berlin mit einem rauschenden Fest am Brandenburger Tor. Seitdem hat sich in Berlin viel verändert. Und Berlin wird auch weiterhin in Bewegung bleiben.

Die Tageszeitungen berichten nur knapp von einer neuen Reiseregelung. Rundfunk und Fernsehen berichtet ununerbrochen vvon Hunderttausenden von DDR – Besuchern, die Westberlin und die grenznahen Orte Westdeutschlands überfluten.

In den ganzen Stadt gibt es nur noch ein Gesprächsthema. Dir Straßen und Geschäfte in Ostberlin wirken wie ausgestorben. In der – freitags sonst überfüllten – Kaufhalle frage ich eine Verkäuferin, ob das heute den ganzen Tag so ruhig bleiben wird. Nein, sagt sie, kann nicht sein, die Leute müssen sich ja was zu essen kaufen, die hundert Mark West reichen dafür nicht.

Die Bürger aus der DDR erhalten in Westberlin und Westdeutschland ein „Begrüßungsgeld“ in Höhe von 100 DM pro Jahr. Vor den auszahlenden Banken gibt es lange Schlangen. Die DDR-Währung ist nicht konvertierbar, eine Binnenwährung, die auf dem Schwarzen Markt derzeit in einem Verhältnis von 1:10 getauscht wird. Um einen Betrag zu tauschen, für den ein westdeutscher Arbeiter eine Stunde arbeiten muss, muss ein DDR- Arbeiter etwa 30 Stunden arbeiten. Andrerseits kann ein Westdeutscher für einen Pfennig sich im Osten zwei Brötchen kaufen, für die er daheim 50 Pfennige zahlen müsste.

Das Wirtschafts- und Währungsgefälle nutzten bislang vor allem die Angehörigen der westlichen Besatzungsmächte. US-Soldaten können sich für einen einzigen umgetauschten Dollar in den besten Restaurants ein ganzes Menü bestellen. Und zzum Arger der Ostberliner ziehen sie danach am Abend mit den extrem preiswert eingekauften Waren in riesigen Paketen aus Ostberlin wieder in ihre Westberliner Kaserne.

Am Tag nach der Maueröffnung sind die ersten besorgten Stimmen zu hören, die den wirtschaftlichen Kollaps der DDR befürchten. Gesetze können nicht alles regeln. Der grelle Unterscheid in der Wirtschaft, dem Konsumangebot und in der Währung wird wieder eine bedrohliche Gefahr für das Land und den Staat. Der Mauerbau 1961 sollte damals die Flucht, aber auch diese Gefährdung für die Wirtschaft beenden. 1989 muss dieses Problem anders gelöst werden, ganz anders. Die Gefahr des wirtschaftlichen Kollaps droht jedoch wieder, und damit droht auch die Gefahr einer zwar notwendigen, aber gewaltsamen Lösung.

Das Problem: Die Regierung hat es 28 Jahre lang versäumt, dafür etwas zu tun Selbst wenn die Regierung keinen anderen Fehler machte, allein dafür müsste sie wegen schwerer Wirtschaftssabotage angeklagt werden.

Kleine Chronik

1237 Erste urkundliche Erwähnung Cöllns (Berlins Schwesterstadt)

1618–48-Der Dreißigjährige Krieg hinterlässt Verwüstung und Zerstörung. Einwohnerzahl von Berlin/Cölln: 6000

1740–86 Unter Friedrich dem Großen steigt Berlin in den Rang einer europäischen Metropole auf

1806 Napoleon zieht als Sieger in Berlin ein

1871 Berlin wird Hauptstadt des Deutschen Reichs. Die Wirtschaft boomt

und Berlin wächst zur Millionenstadt

1920–29 „Die goldenen Zwanziger“ verklären das fast vier Millionen Bürger fassende Groß–Berlin zu einem einzigartigen Mythos von Kunst und Kultur

1936 Die Olympischen Spiele finden in Berlin statt

1939–45 Zweiter Weltkrieg. 50.000 Bürger sterben durch alliierte Bombenangriffe, über 600.000 Wohnungen (ca. die Hälfte aller Wohnungen) werden zerstört

1948 Berliner Blockade. Die „Luftbrücke“ versorgt die Stadt

1961 Bau der Mauer zwischen West- und Ost-Berlin

1989 Fall der Mauer

1991 Berlin als Hauptstadt des geeinten Deutschlands soll RRegierungssitz werden

19.4.99 Erste Sitzung des Bundestages im wiedereröffneten Reichstagsgebäude

30.4.01 Mit der Eröffnung des neuen Bundeskanzleramts kommt der Regierungsumzug einen entscheidenden Schritt voran.

Das Wahrzeichen der Stadt

Eine Stadt – viele WeltenDieses Glück musste dann im Dickicht des – durch Jahrzehnte aufgebauten Doppelberlin – mühselig zusammengeführt werden. Straßen wurden über den Todesstreifen hinweg wieder geöffnet, Bahnlinien zusammengeführt, Telefonleitungen zusammengeflickt, Wasser- und Stromleitungen miteinander verbunden.

Mit einem gewaltigen Investitionsprogramm ist in den zehn Jahren seit der Vereinigung der zur Einöde verkommene PPotsdamer Platz zu einem neuen urbanen Zentrum des 21. Jahrhunderts, die Friedrichstraße zu einer – dem Kurfürstendamm gleichstehenden – Flaniermeile entwickelt worden und ein Regierungsviertel entstanden, dass das Gebiet zwischen Reichstag und Schlossplatz wieder zur Guten Stube Berlins verändert hat. AAuch zwischen Hackeschen Höfen und Neuer Synagoge entstand ein Quartier, eine mit jüdischer Symbolik und Inhalt gefüllte Meile, die ihresgleichen im Nachkriegsdeutschland suchen kann. Die goldene Kuppel der Neuen Synagoge gehört wieder zu den Wahrzeichen der Stadt. Hieß es in der eingemauerten Spreemetropole in der legendären Frontstadtradiosendung des RIAS: „Der Insulaner“, dass aus der Insel wieder ein Festland werden möge, sagte man zur 750-Jahr-Feier 1987: Eine Stadt – zwei Welten, so könnte man heute sagen: Eine Stadt – viele Welten: Vom Kiez in Neukölln, über die Einkaufswelten am Potsdamer Platz, den Industriestandorten in Siemensstadt, den türkischen Basaren in Kreuzberg, den jüdischen Lebenswelten in Mitte, dem Flair der Weltstadt rund um das Haus der Kulturen der Welt, der Museumsmetropole zwischen Museumsinsel, ddem Schloss Charlottenburg, dem Kulturforum und der außereuropäischen Museumswelt in Dahlem bis hin zum Regierungssitz.

Wie schon zur Gründung 1237 ist eine Hauptfunktion Berlins der Brückenkopf zum Osten. Es ist und bleibt die westlichste Stadt des Ostens und die östlichste Stadt des Westens.

Theater, Theater

von Lorenz Tomerius

„Berlin ist dazu bestimmt, immer zu werden und nie zu sein“, hat mal ein kluger Mann über die Stadt gesagt. Und trifft damit auch für die kulturelle Szene den Nagel auf den Kopf. Unruhe, die kkreative und neugierige, ist hier erste Bürgerpflicht. Sowohl vor als auch hinter dem Vorhang. Aufbruch, Umbruch, Wandel sind hier normal. Die Grenzen zwischen Ost und West sind in der Kulturszene längst weg. Der Zuzug der Regierung regt keinen mehr auf. Sie ist da und Berlin wird auch das locker in sein Stadt- und Charakterbild integrieren. Die Neusortierung der Institutionen geht ebenfalls ihren Gang: mal schleppend, mal politisch aufgeregt, oft auch wirr und ohne Linie, weil ja jeder von Kultur etwas zu verstehen, ja besser zu wissen glaubt, als der andere. Am Ende fügt es sich irgendwie und gemacht wird es eben nicht durch Politiker, sondern durch Künstler, die die Häuser prägen. Also entscheidet über den Besuch nur das Angebot, das qualitätvoll interessiert. Und der Wandel in den Führungsteams bestimmt Szene und Klima. Da tut sich derzeit viel.

Mit dem Tode von Götz Friedrich, der die Deutsche Oper in den fast 20 Jahren seiner Intendanz zu Weltgeltung führte, sieht die Landschaft anders aus. Der letzte Prinzipal trat ab. Ein Versuch einer Strukturreform der Opernszene ist noch nicht ausdiskutiert. Der neue Senator Christoph Stölzl wollte die drei Häuser, die mit 226 Mio. Mark ein Drittel des Kulturetats ausmachen, durch Fusion von Deutscher Oper uund Staatsoper rentabler machen, die Orchester verkleinern, ihre Mitglieder zur Aushilfe untereinander verpflichten. Das Gesamtdefizit von über 40 Mio. sollte gesenkt werden, betriebsbedingte Kündigungen beim forschen Stellenabbau aber vermieden werden. Protest aus allen Kanälen, Widerspruch und Hilfe zugleich vom Gremium der kompetenten Großintendanten anderer Häuser, die Kooperation forderten, von Fusion aber abrieten. Und mit Recht und Energie erstmal darauf verwiesen, dass die Übernahme der tariflichen Erhöhungen durch die Häuser ein existenzgefährdendes Unding sei, das man sonst jedem städtischen Badehaus erspart. In diesem Streit profiliert sich mit Entschiedenheit Daniel Barenboim als Chef der Staatskapelle wie der Staatsoper Unter den Linden. Er drohte zu gehen, wenn sie nicht finanziell besser ausgestattet würde. Das tat dann auf Anraten des inzwischen ausgeschiedenen Kulturstaatsministers Michael Naumann der Bund mit 3,5 Mio. Mark. Ein Staatsstreich fast und ein Backenstreich zugleich für die Berliner Kulturpolitik, die ein solcher Eingriff in eigene Strukturen empfindlich stört. Barenboim ist das gleichgültig. Er will seine Spitzenstellung als Dirigent, weniger als Künstlerischer Leiter, gesichert sehen. Das will auch Christian Thielemann, der eigentlich an der Deutschen Oper schon gekündigt hatte, weil der neue Generalintendant Udo Zimmermann sich sein Letztentscheidungsrecht nicht nehmen lassen wollte. Das Orchester votierte offen für Thielemann, die Politik desavouierte Zimmermanns nnicht minder gute Wahl, Fabio Luisi, und erzwang einen Kompromiss, der nun Thielemann in Berlin hält, aber Konfliktstoff reichlich birgt.

Der Wechsel an der Deutschen Oper verheißt einen spannenden Schub fürs moderne Musiktheater in Berlin. Udo Zimmermann, selbst Komponist von Rang, hat als Chef der Oper Leipzig die Oper des 20. Jahrhunderts gefördert wie sonst kaum jemand. Dem Ausklang der Ära Götz Friedrich mit Belcanto-Wonnen für Berlins Liebling Lucia Aliberti als Donizettis „Anna Bolena“ und der Ausgrabung von Heinrich Marschners romantischer Oper „Hans Heiling“ mit Christian Thielemann am Pult setzt Zimmermann ein programmatisches Fanal entgegen: Er eröffnet mit Peter Konwitschnys Regiekralle mit Luigi Nonos „Intolleranza“. Verdis „Requiem“, „Hoffmanns Erzählungen“, „Fidelio“, Cherubinis „Médée“, Messiaens „Saint François d_Assise“, mit Regisseuren wie Achim Freyer, Sven Eric Bechtolf, Christof Nel, Ursel und Karl Ernst Hermann, Daniel Libeskind und Xavier Leroy, unter Dirigenten wie Kwamé Ryan, Michael Boder, Asher Fisch, Heinrich Schiff, Gabriele Ferro, Marc Albrecht markieren die Entschiedenheit des Neubeginns an Berlins größter Oper.

An der Staatsoper Unter den Linden, der bei einer Strukturreform mehr Konzentration auf den dort gepflegten Barock, auf die deutsche Romantik zum Profil obliegen wird, wird Mozarts Heimat mit einer „Cosí fan tutte“ deutlich, die die Filmregisseurin Doris Dörrie inszenieren soll, nachdem

man Thomas Langhoff nach zwei Mozart-Regiedebakeln nicht mehr haben wollte. Als Schlusspunkt der von Daniel Bareinboim und Harry Kupfer gemeinsam betriebenen Wagner-Pflege hat zu den Festtagen im April 2001 dort „Der fliegende Holländer“ Premiere, während aus dem Repertoire etwa Meyerbeers „Robert der Teufel“ als Rarität herausragt. So etabliert der äußere Rahmen, so einladend offen die Aktivitäten für ein junges Publikum: Neben Ermäßigungen gibt es – wie auch an der Deutschen und an der Komischen Oper – Einführungsmatineen vor Premieren, Einführungen vvor Repertoirevorstellungen, Informationsveranstaltungen als „jour fixe“, Führungen hinter die Kulissen, auf Wunsch auch als Extra-Veranstaltung.

An der Komischen Oper in der Behrenstraße neigt sich die Ära von Harry Kupfer als prägendem Chefregisseur ihrem Ende zu. Er wird Gounods „Romeo und Julia“ und Werner Egks „Peer Gynt“ inszenieren. Händels „Tamerlano“ und Rossinis „Barbier von Sevilla“ runden den Plan ab. Hier wird entsprechend der von Walter Felsenstein begründeten Tradition auf Deutsch gesungen, wie in London die English National Opera und in Paris die OOpéra Comique Musiktheater in der eigenen Landessprache pflegen. Die Positionierung im Gesamtgefüge der städtischen Opernszene wird unter Andreas Homoki vernünftigerweise auf die allzu großen „Schinken“ verzichten und mehr das kleine Format, das Spielerische, das so schwer zu machende „Leichte“ pflegen. MMit Prokofieffs „Liebe zu den drei Orangen“ und mit einer „Lustigen Witwe“ hat er dazu schon reizvolle Visitenkarten abgegeben. Auch die Operette wird dort mehr Aufmerksamkeit erfahren müssen, nachdem das Metropol-Theater immer noch dafür ausfällt und das Theater des Westens mehr Kommerzlook im Musical anbietet.

Für die Tanzszene an den großen Häusern herrscht Ungewissheit. Die Pläne zum „Berlin-Ballet“ sind ins Schleudern geraten. An der Komischen Oper hat Richard Wherlock sein Heil in der Flucht nach Basel gesucht, der Truppe ist gekündigt. An den beiden großen Häusern hängt die Politik von den neuen Intendanten ab. Jeder macht derzeit business as usual. An der Deutschen Oper etwa holte Zimmermann den vorzüglichen Youri Vámos für „Dornröschen“. An der Staatsoper bringt Angelin Preljocaj, mit Barenboim aam Pult, Strawinskys „Sacre du Printemps“ heraus. Die Avantgarde hat sich längst unter das fürsorglich aufgeschlossene Dach des Hebbel-Theaters geflüchtet oder sie findet bis hin zur lokalen Tanzszene und bis in den Bereich der Performance Heimstatt im Theater am Halleschen Ufer, schräg gegenüber vom Theater am Ufer, wo Andrzej Woron seine Multi-Kulti-Truppe in seiner skurrilen Maschinen- und Märchenwelt in ganz ungewohnte Schauspielbereiche lancierte.

Eine ganz ungewöhnliche Musikszene, nämlich die off-in-Opern-Operetten-Musical-Kindermusiktheater-Bühne, ist die Neuköllner Oper, der off-Szene arriviertes, neugieriges, fleißiges, witziges, beliebtes KKind. Was Winfried Radeke als musikalischer Leiter, Komponist, Arrangeur, Dirigent, Bearbeiter und Peter Lund als Texter und Regisseur hier in den letzten Jahren hoch unterm Dach im Arbeiterkiez Neukölln gemacht haben, verblüfft immer wieder. Oper für „Kurze“, die Kids, Barock für Junge Leute, Operette aus der DDR und der Berliner Antike wie „Lysistrata“ von Paul Lincke, Zeitgenössisches mit Ernst, aber auch mit aktuellem Witz wie die Kreation einer „Soap-Operette“, in der „Die Krötzkes kommen“ stehen auf dem Programm. Hier surft und singt „Eurydice“ durch Internet-Unterwelten, „Penthesilea 3000″ wird mörderisches Musical von Morgen und selbst „Die Biene Maja“ wird da mehr Töne als Summen haben.

Gleich an zwei Schauspielbühnen von Rang in Berlins Mitte findet ein Direktionswechsel der markanten Art statt. Am Deutschen Theater, das Thomas Langhoff auf seinem traditionsreichen Ansehen nicht halten und nicht zu einem Nationaltheater im wiedervereinten Land und in der wieder geeinten Stadt machen konnte, wird Bernd Willms neuer Direktor. Der hatte das Maxim-Gorki-Theater, das Unter den Linden ein leise kühnes Profil mit Charakter wahrte, mit viel Sensibilität für die unterschiedlichen Biografien des gut komponierten Ensembles klug geführt und weiterentwickelt. Nun startet er am Hause Max Reinhardts und Heinz Hilperts, sozusagen heiligem Berliner Theaterboden, mit einem Ensemble, das vvon alten Stars langsam ausgedünnt ist. Mit Elisabeth Trissenar kommt eine neue West-Tragödinnenvariante dazu. Ihr Mann Hans Neuenfels, von den alten Wilden noch kreativ der Jüngste, wird dort neue Regiefarbe. Kontrastiert von der nicht minder eigenwilligen Konstanze Lauterbach, die in den letzten Jahren zumal am Schauspiel Leipzig für Interesse sorgte. Mit Jan Jochymski, in Berlin bislang am Avantgardepool der Sophiensäle zu sehen, setzt man auf jugendlichen Nachwuchs, während Robert Wilson Zeichen seiner sattsam bekannten Zeitlupen-Farbästhetik setzen soll.

Gespannt sein darf man auf Volker Hesse als neuen Leiter des Maxim-Gorki-Theaters. Die gerundet ruhige Persönlichkeit hat viel leisen Wagemut und neugierige Kühnheit. An ersten Schauspielhäusern ebenso regie-erfolgreich wie neugierig auf freie Gruppen und deren jugendlich kritische Intentionen, machte er das Zürcher Neumarkttheater zur wieder spannenden Bühnenadresse. Er hat literarische Lust auf zeitgenössische Theatertexte. Urs Widmer und Theresia Walser sollen ihm ebenso verbunden bleiben wie er die Zusammenarbeit mit der Züricher freien Gruppe „440 ASA“ mit Samuel Schwarz und Lukas Bärfuß anstrebt. Viele junge Leute will er in Berlins Mitte holen. Öffentliche Spannung mitten im Regierungsviertel scheint ihm anregend. „Ein Narrenhäuschen im Hof der Macht“ soll sein Theater sein. Mit schöner Neigung zur Utopie will er im übertragenen Sinn „Olivenbäumchen in den märkischen Sand ppflanzen.“

Das klingt bescheiden und mutig zugleich und angenehmer als Claus Peymanns allzu vollmundiger Beginn am Berliner Ensemble. Der wollte gleich „Reißzahn“ im Regierungsviertel sein und musste merken, dass Berlin durch Leistungen eher zu beeindrucken ist als durch künstlich erregte Großmannsgebärde. Am Schiffbauer Damm wurden denn auch bald kleinere Brötchen gebacken als mit Dampf angepriesen. Gleichwohl ist das Haus etabliert und gut besucht. Nur das Erregende hat sich rar gemacht. Die Austro-Autoren, die er hier mit exotischer Hingabe anpreist, rissen nicht vom Parkettsessel. Sein Nachwuchs-Hausregisseur Philip Tiedemann beeindruckt gleichwohl immer wieder durch erstaunliche Kunstfertigkeit in Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“, in Brechts „Kleinbürgerhochzeit“, mehr aber noch in szenischen Avantgarde-Etuden. Peymann selbst will jetzt mit Shakespeares „Maß für Maß“ mit Hans-Michael Rehberg und Michael Mertens als Protagonisten für Attraktivität sorgen. Franz Wittenbrink wird mit „Zigarren“ einen Kult-Knüller zumal auch für junge Leute mit seinen musikalisch-szenischen Leichtigkeiten herbeizaubern, mit Nina Hoss und Maria Happel. Jugend ist hier „bei Brechts“ besonders willkommen: Für 10 DM bekommt man als Schüler und Student sogar im Vorverkauf Premierenkarten und Gespräche mit Autoren und Akteuren oder Führungen durchs Haus, auch außer der Reihe, sind kein Problem.

Jugend ist bei der „neuen“ Schaubühne, ein Jahr nach dem Start von

Sasha Waltz und Thomas Ostermeier, ein Trumpf. Der Charakter des Hauses ist sehr anders, weniger etabliert, weniger maßgeschneidert, offener, lässiger, kritischer. Der Schlips-und-Kragen-Besucher hängt am Tanz von Sasha Waltz mehr als am kritisch aggressiven Schauspiel Ostermeiers. Mit im Schnitt fast 80% ist man gut besucht. Das internationale Ansehen scheint fast größer als in Berlin, wo Premieren durchaus kein Heimspiel sind. Mit 88 Vorstellungen bei 24 Gastspielen gabs rasanten Applaus von Kalifornien bis Tel Aviv, von Edinburgh bis Belgrad. Sasha Waltz wwill mit „Lehniner Platz“ jetzt mit den Mitteln des Tanzes Architektur und Milieu des Mendelssohnbaus erforschen. Thomas Ostermeier, dessen „Shoppen & Ficken“ aus DT-Barackenzeiten immer noch gefragt ist, wagt endlich mit „Dantons Tod“ einen Klassiker, um gleich darauf Biljana Srbljanovics für ihn geschriebenes neues Stück „Supermarket“ bei den Wiener Festwochen aufzuführen.

Den größten Anteil an jungen Zuschauern hat zweifellos Frank Castorfs Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Dreiviertel aller Besucher dort sind zwischen 15 und 35 Jahre alt. Die Mischung ist gefragt: Castorf, Christoph MMarthaler, Leander Haußmann, Sebastian Hartmann und der hier geradezu formstrenge Thomas Bischoff bringen Sartre, Dostojewski, Ibsen und Strindberg in verwegenen heutigen Arrangements, die auch hohen aktuellen Unterhaltungswert haben, den man nicht immer passend finden muss. Johann Kresniks choreographisches Theater ist eein Kontrast von unvermindert direktem Protestpotenzial, seine Tanzkompagnie auf klassischem Humus von kühner Engagiertheit.

Das Renaissance-Theater am Ernst-Reuter-Platz ist dagegen die Adresse für ein, durchaus auch jüngeres, großstädtisches Publikum. Hier wird Yasmina Rezas „Kunst“-Erfolg von der Schaubühne in der Originalbesetzung mit Peter Simonischek, Udo Samel, Gerd Wameling weitergepflegt. Ihr neues Stück wird ebenfalls Felix Prader hier als deutsche Erstaufführung herausbringen. „Drei Mal Leben“ hat mit Suzanne von Borsody, Imogen Kogge, Sylvester Groth, Udo Samel eine Idealbesetzung. Star im eigenen Haus ist am Schloßparktheater Heribert Sasse im „Eingebildeten Kranken“ und anschließend in Schnitzlers „Liebelei“. Hier werden Klassiker ungerupft von Regietheaterprofilwut ans Publikum gebracht. Davor ist man auch in Komödie und Theater am Kurfürstendamm sicher, ohne auf Ernsthaftigkeit bei der Unterhaltung verzichten zu mmüssen. Mit dem „Comedian Harmonists“-Erfolg, mit Erich Kästners dramatisiertem Roman „Fabian“ setzt man auf die Berlinische Farbe. Mit Daniel Morgenroth und Michael von Au, mit Katja Riemann und Uwe Eric Laufenberg in Alan Ayckbourns „Raucher/Nichtraucher“ gibt es Starnachwuchs und Nachwuchsstars auch für junge Leute. Die sind auch bei den Vaganten gleich neben dem Theater des Westens und an der Tribüne nahe Renaissance-Theater bestens aufgehoben. Denn Nicky Silver („The Maiden_s Prayer“) ist ein New-York-Boulevardier fürs junge Publikum und „Ladies Night“ ein GGroßstadt-Spaß auf ernstem Arbeitslosen-Hintergrund.

Auch die Kreuzberger off-Vielfalt hat nicht mehr die verschwitzt aggressive Insel-Verbissenheit. Im Theater Zerbrochene Fenster etwa beeindruckte das Berliner Männer Ensemble mit „Corpus Christi“ von Terence McNally. Was andernorts als gotteslästerliches Ärgernis empfunden wurde, ging hier mit großem Ernst als Besuchererfolg über die Bühne, rechtfertigte Berlin als Metropole der Toleranz und wird hoffentlich dazu führen, dass diese wichtige Farbe auf der bunten off-Palette Berlins erhalten bleibt. Die Friends of Italian Opera spielen weltstädtisch auf Englisch und das Stuekke-Theater hat gar jetzt ein neues Quartier im aufstrebenden, auflebenden Bezirk Friedrichshain.

Eine Adresse der besonderen Art für off- und Szene sind die sophiensæle gleich hinter den Hackeschen Höfen. Hier im maroden Charme eines alten Ballhauses mit „Hochzeitssaal“ startete Sasha Waltz und kam an der Schaubühne am Kurfürstendamm an. Hier ist das Zentrum für Koproduktion, die innovatives freies Theater aus dem In- und Ausland anlockt, entwickelt und dann oft wieder auf die internationalen und nationalen Festivals schickt. Ein wichtiger, lebendiger, immer wieder überraschender Platz. Das Interesse steigt ständig, das Programm ist immer für Überraschungen gut. „Nico and the navigators“ von Nicole Hümpel, amüsant, kreativ, zwischen Tanz und Performance ist da kein Einzelfall. Berlins Bestimmung ist ja eben, „immer zu werden und nnie zu sein“, langweilig schon gar nicht.